Quelle: Badische Zeitung vom 20.06.2022

Ein Vater berichtet von dramatischen Minuten beim Brand in Kappel-Grafenhausen

Nach dem Brand eines Mehrfamilienhauses an der Kappel-Grafenhausener schildert eine Familie der BZ die dramatischen Minuten vom Sonntagmorgen. Die Kripo ermittelt derweil zur Brandursache.


Der abgebrannte Dachstuhl des Hauses in Kappel am Tag danach
Foto: Sandra Decoux

KAPPEL-GRAFENHAUSEN. Nach dem Brand eines Mehrfamilienhauses an der Kappel-Grafenhausener Löwenstraße schildert eine Familie der BZ die dramatischen Minuten vom Sonntagmorgen. Die Kripo ermittelt derweil zur Brandursache. Rathaus und Privatleute wollen die beiden vom Brand betroffenen Familien und die Einzelperson unterstützen.

Der Sohn ruft "Feuer, Feuer!"

Was der Vater einer der betroffenen Familien am Telefon berichtet, klingt wie aus einem Katastrophenfilm: "Mein 16-jähriger Sohn kam zu uns ins Schlafzimmer gestürzt und rief ,Feuer, Feuer!’. Wir sind zusammen die Treppe hochgestürzt und da war schon eine Feuerwand im Kinderzimmer."

Binnen Sekunden brannte der ganze Raum

Der 42-jährige, der seinen und den Namen seiner zehnköpfigen Familie nicht in der Zeitung lesen möchte, werde diese Minuten so bald nicht vergessen, sagt er. Binnen Sekunden sei der ganze Raum nur noch Feuer gewesen, kurze Zeit später seien schon Teile der Decke und der Dachkonstruktion heruntergekommen. Gerade noch eben so habe sich die Familie mit den acht Kindern ins Freie retten können. "Dann ist mir plötzlich siedend heiß eingefallen, dass drinnen noch unsere ganzen Papiere liegen", erzählt der Mann.

Er sei deshalb noch einmal rein ins brennende Haus – "nur um drinnen festzustellen, dass alles schon in Flammen stand".

Keine größeren Verletzungen

Die Feuerwehr habe ihm hinterher gesagt, dass er das Feuer wahrscheinlich nicht überlebt hätte, wenn er noch zehn Sekunden länger im Rauch geblieben wäre. Der 16-jährige Sohn der Familie kam mit einer Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus, konnte aber am Montag wieder entlassen werden. "Wir sind froh, dass wir alle keine größeren Verletzungen davongetragen und nun von der Gemeinde untergebracht wurden", sagt er. Lange sei die Unterbringung zu zehnt in beengten Verhältnissen aber dennoch kaum zu ertragen, sagt der Familienvater. Ihnen sei leider mitgeteilt worden, dass die Situation auf die nächsten zwei Wochen hin kaum zu verbessern sei. "Wir geben unser bestes", sagte Bürgermeister Jochen Paleit dazu der BZ.

Gemeinde ruft zu Spenden auf

Die Gemeinde hat inzwischen eine Spendensammlung initiiert. "Zur Unterstützung der Brandopfer bitte ich um Ihre Spenden für den Hilfsfonds ,Hilfe für Menschen’", schreibt Bürgermeister Jochen Paleit in einem Aufruf.

Privatpersonen sammeln auch

Weitere private Spendenaktionen laufen. Etwa jene der Familie Anselm. "Als wir vom Brand gehört haben, haben wir gleich auf verschiedenen Internetportalen einen Aufruf gestartet", berichtet Patrick Anselm. Schnell sei ein Anhänger voller Kleidung zusammengekommen. Der Hänger sei nun tagsüber an der Hauptstraße 132 hinter dem Eiscafé abgestellt. "Dort können Spender ihre Sachspenden einfach hineinlegen." Die Leute kämen von überall her, um Spenden abzugeben.

Vor allem der großen Familie mangelt es an allem, besonders Kleidung und Schuhe sowie Schulsachen. Der betroffene Vater freut sich über die hohe Spendenbereitschaft. "Das ist enorm." In kürzester Zeit seien pro Kind 10 bis 15 Garnituren Kleider gespendet worden. "Man muss sich aber vorstellen: Es ist alles verbrannt, wir haben keine Fotos mehr, keine Unterlagen, die Kinder kein Spielzeug. Es ist eine Katastrophe und wir sind froh über jede Hilfe."

Die Kripo ermittelt

Derweil ermittelt die Kripo am Brandort. Schon am Tag nach dem Feuer schießen die Gerüchte um mögliche Brandursachen ins Kraut. Die Polizei will sich dazu vorerst nicht äußern. In den sozialen Netzwerken geht es auch um angeblich nicht vorhandene Rauchmelder in den vermieteten Räumen. Ein Umstand, von dem die Polizei-Pressestelle am Montag nichts gewusst haben will. Aktuell liefen umfangreiche Zeugenvernehmungen. Die Polizei schätzt den Schaden auf 400.000 bis 500.000 Euro.

Feuerwehr löscht Glutnester

Für die Feuerwehr ist der Brand inzwischen abgelegt – wenn sie auch am Sonntag nach Abschluss der Löscharbeiten noch zweimal ausrücken musste. "Um 14.30 Uhr und um 20.30 Uhr mussten wir noch Glutnester löschen", so Kommandant Timo Hilß.

Spendenkonten

Spendenkonten der Gemeinde für die Brandopfer:

Sparkasse Offenburg/Ortenau: IBAN DE82 6645 0050 0070 0001 89, Volksbank Lahr: IBAN DE10 6829 0000 0010 0183 07, Stichwort: "Brand Löwenstraße"

Autor: Bastian Bernhardt

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