Quelle: Badische Zeitung vom 14.09.2012

Löscheinsätze wie vor 100 Jahren

Freiwillige Feuerwehr Kappel-Grafenhausen feiert 100. Jahrestag der Anschaffung des noch intakten Feuerwehrspritzenwagens.


Ohne Bürgermeister auf der Spritze – verkörpert durch Hilmar Singler – ging es früher nicht in den Einsatz.
Foto: Horst Huber

KAPPEL-GRAFENHAUSEN. Das Wetter war am Wochenende noch einmal wie geschaffen für einen Hock unter freiem Himmel der Freiwilligen Feuerwehr Kappel-Grafenhausen mit viel Sonne und hochsommerlichen Temperaturen. Dazu bot die Feuerwehr Livemusik und Demonstrationen – mal spaßig und mal ernst – unter dem Motto: Löschübungen im Wandel der Zeit.

Das Programm, das Kommandant Hilmar Singler und seine Kameraden zusammengestellt hatten, zog denn auch sowohl Samstag als auch Sonntag viele Menschen an. Am Samstagabend war Livemusik mit der Gruppe Moonbears angesagt. Auch am Sonntag waren die Plätze rund um das Feuerwehrgerätehaus gut belegt. Anlass für den Hock war der Jahrestag der Anschaffung der alten Feuerwehrspritze. Vor 100 Jahren wurde sie von der Gemeinde Kappel in Dienst genommen. Bereits 1869 war die Freiwillige Feuerwehr Kappel gegründet worden, die Gründung der Wehr von Grafenhausen folgte auf Drängen des großherzoglichen Bezirksamtes Ettenheim erst im Jahre 1891.

Die Funktionsweisen und Einsatzpläne aus dieser Zeit darzustellen, war ein Teil des Unterhaltungsprogramms für die Gäste. Den Alarm löste Michael Trotter, Vorsitzender und Dirigent des Fanfarenzuges Kappel, aus, als er wie dereinst in ein altes Alarmhorn blies: Die alte Feuerwehrspritze von Grafenhausen (Baujahr 1905). Nach der damals gültigen Feuerwehrordnung durften die Feuerwehrspritzen erst dann zum Einsatz gefahren werden, wenn Kommandant und Bürgermeister auf der Spritze Platz genommen hatten.

Bei den gezeigten Übungen bildeten vier Kameraden die Spritzenmannschaft und zwei Kameraden wurden als Schlauchführer eingeteilt. Mit Muskelkraft wurde der Pumpendruck durch gleichmäßiges Auf- und Absenken der Kolben aufgebaut. Je nach Spritzentyp waren zwischen acht und 16 Mann für solch einen Einsatz notwendig. Da einst jeder männliche Erwachsene bei derartigen Einsätzen Hilfe leisten musste, wurden die Löscheimer bei dieser Übung ans Publikum verteilt.

Bei der nächsten Übung wurde ein Hydrantenwagen eingesetzt, den die Gemeinde 1956 angeschafft hatte und der mit einem Traktor herangeschafft wurde. In den 1950er Jahren war die Alarmierung der Feuerwehr schon moderner. An den Rathäusern befanden sich bereits Feuermelder, mit denen Sirenen ausgelöst werden konnten. Zur Unterstützung der Löscharbeit waren in den 1940er und 1950er Jahren in Grafenhausen Tiefbrunnen angelegt worden, in Kappel kam das Löschwasser nach wie vor aus der Elz. Als Resultat der Gemeindereform in den 1970er Jahren wurden aus den einst selbstständigen Feuerwehren dann Abteilungen (1976). In den 1980er Jahren veränderte sich neben der Organisationsform auch der Wirkungskreis der Feuerwehren in Kappel-Grafenhausen.

Der Hydrantenwagen wurde in den 1950er Jahren angeschafft

Neben der klassischen Brandbekämpfung hatte die Wehr nun auch andere Aufgaben. Heute gehören nicht nur Menschenrettung und Hilfeleistung bei Wasser- und Sturmschäden, Gasausströmungen und Mineralölunfällen sondern auch die unmittelbare Gefahrenabwehr in Zusammenhang mit Säuren und Laugen, radioaktiver Strahlung oder biologischen Arbeitsstoffen zum Standard der ehrenamtlichen Feuerwehrarbeit.


Wasserspiele gehören zu jeder Feuerwehrübung – zum Gefallen der Kinder.
Foto: Horst Huber

Autor: Rudi Rest

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